„Größter Finanzmarkt der Welt“
Investitionen in Währungen bieten ein überaus breites Betätigungsfeld, zeigt sich Jannis Raftopoulos von JRC überzeugt. Die Liquidität ist immens hoch, es kann rund um die Uhr gehandelt werden und Manipulationen sowie der Missbrauch von Insiderwissen scheiden praktisch aus.
GELD °: Wofür steht JRC, wo liegen die Schwerpunkte der Anlagephilosophie?
JANNIS RAFTOPOULOS: Die JRC Capital Management GmbH wurde 1994 in Berlin gegründet. Als innovativer Finanzdienstleister sind wir auf quantitative Investmentstrategien in hochliquiden Märkten spezialisiert. Hierzu zählt insbesondere der Währungsmarkt. Gemeinsam mit namenhaften Partnern, wie Banken, Universitäten und Finanzunternehmen, engagieren wir uns seit 1996 bei zahlreichen EU-Forschungsprojekten. Das Ziel ist die Entwicklung profitabler quantitativer Handelssysteme, die in jeder Marktphase bestehen. Das Resultat der beständigen Forschung und der praktischen Implementierung der neuesten Erkenntnisse der empirischen Kapitalmarktforschung, des Risikomanagements, der Chartanalyse und Behavioral Finance ist der erfolgreiche quantitative Handel seit zehn Jahren.
GELD °: Können Sie Ihre quantitative Investmentstrategie im Währungssegment kurz erläutern?
JANNIS RAFTOPOULOS: Unser Konzept beruht auf der Kombination unterschiedlicher Handelsstrategien. Die Ergebnisse jahrelanger Forschungs- und Entwicklungsarbeit werden mit Grundsätzen der technischen Analyse verknüpft. Die Quintessenz sind Algorithmen, die regelmäßig statistisch ausgewertet und überwacht werden. Hinzu kommt ein striktes Risiko-Management bei den Einzelmodellen und auf der Portfolioebene. Außerdem achten wir bei der Zusammenstellung des Modellportfolios auf Diversifikation in dreifacher Hinsicht: möglichst wenig korrelierte Währungen, den Einsatz möglichst verschiedener Handelsansätze sowie die Verwendung unterschiedlicher Zeithorizonte.
GELD °: Welche Vorteile, Chancen, aber auch Risiken bergen Investments in Devisen?
JANNIS RAFTOPOULOS: Der Devisenmarkt ist der größte Finanzmarkt der Welt und zeichnet sich durch seine hohe Liquidität aus. Der Handel mit Währungen hat den Vorteil, dass rund um die Uhr getraded werden kann. Ein weiterer Vorteil ist, Manipulationen sind so gut wie ausgeschlossen. Denn dazu bräuchte man ein Finanzvolumen, das das der Zentralbanken übersteigen dürfte. Auch gibt es kein Wissen, von dem Insider profitieren können. Des Weiteren korrelieren Devisen kaum mit anderen Finanzinstrumenten, wie etwa Aktien oder Anleihen, und eignen sich daher hervorragend zur Diversifikation. Natürlich birgt der Forex-Markt auch diverse Risiken. So führt die große Zahl an Marktteilnehmern und die dank moderner Technologien möglichen kurzen Reaktionszeiten bisweilen an einem Tag zu starken Kursschwankungen. Gerade in diesem Umstand liegt einerseits die besondere Attraktivität des Devisenhandels, andererseits aber auch sein Risiko. Weiterhin müssen zahlreiche wirtschaftliche, soziale sowie politische Faktoren im Auge behalten werden. Beispielsweise kann eine Erhöhung oder Senkung der landesbezogenen Leitzinsen starke Schwankungen verursachen.
GELD °: Wie sieht die Portfoliozusammensetzung des JRC Global Currency aktuell aus?
JANNIS RAFTOPOULOS: Das Portfolio des JRC Global Currency besteht im Wesentlichen aus den liquidesten Währungspaarungen, den sogenannten Majors. Sie machen in etwa zwei Drittel des gesamten Tagesumsatzes am Devisenmarkt aus. Neben US-Dollar und Euro gehören dazu auch der japanische Yen (JPY), der australische Dollar, der neuseeländische Dollar, der kanadische Dollar, der Schweizer Franken sowie das britische Pfund. Mit der Erholung des Ölpreises dürften wir eine Erholung der Petro-Währungen erleben. Damit sind beispielsweise der russische Rubel oder die norwegische Krone gemeint. Auch der Euro dürfte weiterhin interessante Möglichkeiten bieten. Das hängt maßgeblich davon ab, ob das Quantitative Easing-Programm der EZB greift. Die Abwertung des Euro sollte sich mittelfristig in einer wirtschaftlichen Erholung der Eurostaaten auswirken.
GELD °: Wie wird es mit dem Euro weitergehen?
JANNIS RAFTOPOULOS: Die Entwicklung des Euros hängt stark von der wirtschaftlichen und politischen Entwicklung im Euroraum ab. Der Austritt Griechenlands ist meiner Meinung nach eher unwahrscheinlich, ein möglicher Grexit steht aber immer noch im Raum. Brisant sind auch die Wahlen in Spanien. Wenn sich die steigenden Inflationserwartungen weiter nähren, könnte die aktuelle Schwäche im Anleihen- und Aktienmarkt anhalten, so würde der Euro weiter steigen. Andernfalls rechnen wir in den nächsten Monaten mit einer Range zum Dollar von 1,15 bis Parität. Zum Schweizer Franken sollte sich das Verhältnis zwischen Parität und 1,10 einpendeln. Eine stärkere Aufwertung des Franken unter den Bereich der Parität hinaus sehen wir nicht.
Das Interview wurde geführt vom Geld-Magazin. Autor: Harald Kolerus