„Der Währungsmarkt ist sehr komplex“
Jannis Raftopoulos, Vorstand der Berliner Beratungsgesellschaft JRC Capital Management, über den globalen Währungsmarkt, empirische Kapitalmarktforschung in sozialen Netzwerken und politische Störfeuer
➔| DAS INVESTMENT: Ein junger deutscher Ingenieur und Student investierte jüngst über Hebelpapiere, die sogenannten CFDs, in das Währungspaar Euro und Schweizer Franken. Er investierte 2.800 Euro, und nachdem die Schweizer Notenbank den Wechselkurs des Schweizer Franken zum Euro freigab, schuldet der Anleger seinem Broker 280.000 Euro. Ist der Währungshandel nur etwas für Profis?
Jannis Raftopoulos: Nein, das denke ich nicht. Hebelprodukte sind sehr riskant. Darüber sollte sich jeder Anleger im Klaren sein. So eine Katastrophe kann jederzeit mit vergleichbaren Papieren auf Aktien, Renten oder Rohstoffe passieren.
➔| DAS INVESTMENT: Sie betreuen seit über 20 Jahren institutionelle Kunden, Sparkassen und Pensionskassen im Währungshandel und Overlay-Management. Wie hat sich der Währungsmarkt in dieser Zeit entwickelt?
Jannis Raftopoulos: Er ist deutlich komplexer geworden. Vor einigen Jahrzehnten diente der Markt dazu, Unternehmen, die in fremden Währungen Waren gehandelt haben, zu schützen. Heute sind die Unternehmen in den unterschiedlichen Währungsräumen mit Produktionsstätten vertreten und müssen sich weniger absichern. Gleichwohl spielen Währungen für Investoren eine deutlich tragendere Rolle. Staatsanleihen werden in Lokalwährungen emittiert, und Fremdwährungen haben sich als Asset-Klasse etabliert.
➔| DAS INVESTMENT: Und diese Nachfrage aus dem institutionellen Geschäft bedienen Sie. Können das große Institute nicht selbst?
Jannis Raftopoulos: Wir kommen von der Forschungsebene und begleiten oder leiten seit 20 Jahren Projekte der Europäischen Union, renommierter Universitäten und Finanzhäuser in den Bereichen der Kapitalmarktforschung. Das können komplexe Themen sein, etwa eine Korrelationsanalyse von numerischen Daten und Text-Zeitreihen zur Verbesserung von Trendprognosen. Oder aber wie aktuell, da analysieren unsere Wissenschaftler die Häufigkeit verwendeter Begrifflichkeiten in sozialen Medien.
➔| DAS INVESTMENT: Sie untersuchen Twitter nach der Häufigkeit von Hashtag Dollar und Hashtag Euro?
Jannis Raftopoulos: Ja, so kann man es zumindest vereinfacht ausdrücken. Soziale Netzwerke spielen eine immer wichtigere Rolle und der Newsflow ist immens. Wir gehen davon aus, dass es eine Korrelation zwischen den Märkten und dem Newsflow gibt. Diese Entwicklung gilt es jedoch wissenschaftlich zu belegen.
➔| DAS INVESTMENT: Gleichwohl bringen Sie einen UCITS-Fonds auf den Markt und öffnen sich Privatanlegern?
Jannis Raftopoulos: Der JRC Global Currency basiert auf unserer seit August 2003 umgesetzten Strategie. Der Fonds ist kein Neustart, sondern eine konsequente Weiterentwicklung. Sie kennen doch die aktuellen Herausforderungen. Es gibt keinen risikolosen Zins. Jeder Ertrag muss heute aus dem Risiko kommen. Wir kennen unsere Risiken und unsere Erträge. Der JRC-Fonds handelt die wichtigsten und liquidesten Währungspaare und sorgt für eine optimale Dekorrelation. So liegt die Korrelation zum MSCI World bei lediglich 0,15.
➔| DAS INVESTMENT: Können Sie das quantitative Modell, das dem Fonds zugrunde liegt, in einfache Worte fassen?
Jannis Raftopoulos: Die Strategie basiert auf einem dynamischen, algorithmischen Modellportfolio. Dieses liefert in unterschiedlichen Intervallen Impulse und löst Handelstätigkeiten aus.
➔| DAS INVESTMENT: Passt schon. Wo liegt die durchschnittliche Rendite?
Jannis Raftopoulos: Zwischen 7 und 8 Prozent jährlich.
Das Interview wurde geführt von Malte Dreher von Das-Investment Magazin