Zinsschnitt mit Bremse: Fed öffnet Tür, aber nur einen Spalt weit
Die Fed hat gestern Abend wie erwartet den Leitzins um 25 Basispunkte gesenkt, sich aber für 2026 klar vorsichtig positioniert, was zu einem insgesamt positiven Marktverlauf geführt hat. Über Zinsmärkte, Sektoren, Währungen und Gold ergibt sich das Bild eines „dovish cut“, aber mit spürbaren Fragezeichen für den weiteren Pfad.
Die Fed hat den Leitzins um 25 bp gesenkt, auf nun 3,5-3,75 %. Es war der dritte Zinsschnitt in diesem Jahr. Im Dot-Plot wird für 2026 im Median nur noch ein weiterer Zinsschritt nach unten signalisiert; das Committee war dabei ungewöhnlich gespalten mit drei Gegenstimmen (zwei für „keine Senkung“, eine für „mehr Senkung“).
Die Fed spricht von einem „neutralen“ Niveau und betont, dass der weitere Pfad datenabhängig ist; gleichzeitig verweist sie auf eine noch immer erhöhte Inflation, die u. a. durch Zölle nach oben verzerrt ist. Die Projektionen deuten auf sehr begrenzte zusätzliche Cuts 2026 hin; der Markt liest das als: Fenster für weitere Lockerungen ist offen, aber eng, vor allem, wenn sich der Arbeitsmarkt stabilisiert und Tarifinflation anhält.
US Aktien sprangen direkt nach der Entscheidung deutlich an; der Dow legte rund 400–500 Punkte zu, der S&P 500 näherte sich einem neuen Rekord, der Nasdaq drehte von anfänglich gemischter Tendenz ins Plus. In den Anleihemärkten fielen die Renditen nach der Entscheidung: die 10 jährige Treasury-Rendite rutschte von Niveaus um 4,2 % leicht zurück, die 2 jährige gab noch deutlicher nach – klassisches „dovish cut“-Muster nach zuvor steigendem Renditetrend. Heute schwächeln die Indizes vorbörslich jedoch wieder.
Technologie und Wachstumswerte, insbesondere AI Schwergewichte wie Nvidia und Alphabet, profitierten von der Kombination aus etwas niedrigeren Zinsen und einem weiter konstruktiven Makro-Bild. Small Caps (Russell 2000) liefen überdurchschnittlich, da tiefere Finanzierungskosten und ein besseres Liquiditätsumfeld kleineren Unternehmen überproportional helfen.
Banken und Versicherungen litten unter der zusätzlichen Kompression der Zinsmargen, da flachere Zinskurven und niedrigere Kurzfristzinsen die Profitabilität drücken. REITs und Teile des Immobiliensektors bleiben trotz etwas niedrigerer Renditen unter Druck, weil die strukturellen Fragen (Büro-Leerstände, schwächere Nachfrage) dominieren.
Der US Dollar hat nach der Entscheidung gegenüber einem Währungskorb nachgegeben; der Dollarindex (DXY) fiel, der Euro legte leicht zu, der Yen konnte etwas Boden gutmachen. Der Cut selbst und die Signale begrenzter, aber realer weiterer Lockerung schwächen die Zinsdifferenz pro Dollar leicht. Gleichzeitig blieb die Rhetorik nicht ultra dovish, weshalb die Dollar Schwäche moderat blieb – eher ein „kontrollierter Abbau“ der USD Prämie, kein Trendbruch
Gold war im Vorfeld des Meetings von lokalen Hochs zurückgekommen, weil man einen relativ „hawkishen“ Ton trotz Cut eingepreist hatte. Direkt um die Entscheidung herum kam es zunächst zu einem kurzen Dip, danach setzte sich aber ein Anstieg durch, da der Markt die Gesamtbotschaft der Fed als eher dovish interpretierte; XAU/USD markierte in der Spitze neue Tageshochs im Bereich um 4.200 $/oz.