Börse am Mittwoch: Handelsgespräche und Geldpolitik im Fokus
Handelsgespräche: Unsicherheit und neue Dynamiken
Die internationalen Handelsgespräche bleiben weiterhin von Unsicherheit und strategischem Kalkül geprägt. US-Präsident Trump hat die Umsetzung neuer Gegenzölle auf den 1. August verschoben. Berater, darunter Finanzminister Bessent, rieten ihm laut Medienberichten, dass mehr Zeit die Chancen auf erfolgreiche Handelsabkommen erhöhen könnte. Besonders die Verhandlungen mit der EU stehen im Mittelpunkt: Ein Rahmenabkommen ist in Vorbereitung, das einen US-Gegenzoll von 10% vorsieht – damit wäre die Europäische Union künftig höheren Zöllen ausgesetzt als das Vereinigte Königreich.
Auch geopolitische Spannungen spielen eine Rolle: Das chinesische Handelsministerium setzte acht taiwanesische Firmen aus Luft- und Raumfahrt, Schiffbau und Technologie auf eine Exportkontrollliste, da Peking Bedenken wegen möglicher Militärnutzung von Technologien aus Taiwan äußerte. Trotz dieser Herausforderungen äußerte sich Taiwan vorsichtig optimistisch über die laufenden Gespräche mit den USA, nachdem es einer offiziellen Mitteilung über neue US-Zölle entgangen war.
In Südostasien ruft der malaysische Premierminister die Nachbarländer angesichts der globalen Unsicherheit zu mehr regionalem Handel auf. Die Außenminister der Region beraten über gemeinsame Strategien, um den Auswirkungen der US-Handelspolitik zu begegnen.
Geldpolitik: Personaldebatten und Marktdruck
Auch die Geldpolitik sorgt für Bewegung an den Märkten. In den USA zeichnet sich mit Kevin Hassett ein neuer Favorit für die Nachfolge von Fed-Chef Jerome Powell ab, was den bisherigen Spitzenkandidaten Kevin Warsh unter Druck setzt. Gleichzeitig gibt es politische Machtkämpfe um die Kontrolle des DOGE, wobei Elon Musks Verbündete und das Weiße Haus um Einfluss ringen.
Die Anleihemärkte stehen ebenfalls im Fokus: Strategen von Barclays erwarten, dass das US-Finanzministerium bis 2027 deutlich mehr Anleihen mit mittleren Laufzeiten (zwei bis sieben Jahre) emittieren wird, während das Angebot an langfristigen Papieren konstant bleibt. Futures-Händler haben zuletzt große Aufwärtswetten auf US-Staatsanleihen aufgelöst, vor allem bei fünf- und zehnjährigen Laufzeiten. Dies hat den jüngsten Anstieg der US-Renditen nach einem starken Arbeitsmarktbericht zusätzlich verstärkt.
International bleibt die Geldpolitik von Unsicherheit geprägt. Koeda von der Bank of Japan betonte, dass die Zentralbank die Auswirkungen steigender Reispreise auf die Inflation genau beobachte, aber derzeit keine Prognose für eine erneute Zinserhöhung abgeben könne. In China hält der Deflationsdruck an: Die Fabrikpreise fielen im Juni so stark wie seit fast zwei Jahren nicht mehr, was den leichten Anstieg der Verbraucherpreise überlagerte.